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Warum die PBB ihr Eigenkapital neu berechnet, jenseits des US-Debakels - Finanz-Szene de


Über ihre desaströsen Q3-Zahlen hatte die Deutsche Pfandbriefbank ja vergangene Woche schon per Adhoc-Meldung informieren müssen (siehe –> Schock-Adhoc: PBB fährt Risikovorsorge hoch. Prognose halbiert. Aktie minus 8%). So rückte bei der offiziellen Präsentation des vollständigen Zahlenwerks am Dienstag denn auch ein anderes Thema in den Fokus: die Neuberechnung ihres Eigenkapitals, die sich die PBB vorgenommen hat. Und das gleich zweimal. Wieso? Und droht deshalb nun weiteres Ungemach?

Unsere Analyse in fünf Punkten:

1.) Die PBB rüstet bei Berechnung ihres Eigenkapital-Bedarfs ab

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faz

Im kommenden Jahr wird die Kapitalquote der PBB unter Druck stehen. Mit Blick auf die Einführung neuer Baseler Kapitalregeln ab 2025 will die Bank die Methodik umstellen, mit der sie den Eigenkapital-Bedarf für den größten Teil ihres Portfolios berechnet. Dazu muss man wissen: Bislang gibt es dafür grosso modo drei Modelle:

  • den Kreditrisiko-Standardansatz (KSA), bei dem Banken zur Berechnung ihrer Kreditrisiken zum einen vorgegebene Parameter der Aufsicht verwenden (konkret für die Ausfall-Wahrscheinlichkeit sowie die Ausfall-Verlustquote, sprich die Höhe des erwarteten Verlusts im Fall eines Kreditausfalls), zum anderen externe Ratings der großen Ratingagenturen (die sich auf die Berechnung der Kredithöhe zum Zeitpunkt eines Ausfalls auswirken), dann
  • den Foundational Internal Rating-Based Approach (F-IRBA), von der Bafin auch „Basis-Ansatz“ genannt, bei dem Banken nach Genehmigung durch die Aufsicht eigene – eben interne – Ratings heranziehen können und die Ausfall-Wahrscheinlichkeiten von Krediten selbst berechnen dürfen, und
  • den Advanced Internal Rating-Based Approach (A-IRBA), von der Bafin auch „fortgeschrittener Ansatz genannt“, bei dem Banken noch mehr Elemente selbst berechnen dürfen, zum Beispiel auch die Ausfall-Verlustquote.

Bisher verfügt die PBB über die Erlaubnis der Aufsicht zur Anwendung des „fortgeschrittenen Ansatzes“. In der Praxis vertraute sie laut Offenlegungs-Bericht je nach betrachtetem Risiko auf verschiedene Ansätze – mal auf den Standardansatz, mal auf interne Ratings in verschiedenen IRBA-Varianten. Nun hat sie indes bekannt gegeben, künftig den „(F-IRBA) als den für den größten Teil des Portfolios maßgeblichen Modell- und Risikostandard einzuführen“. Was im Klartext vor allem bedeutet, dass die PBB von besonders ausgefuchsten Berechnungen nach dem A-IRBA künftig Abstand nimmt.

Der Hintergrund für diesen Schritt: Die künftigen Baseler Vorgaben schränken die Eigenkapital-Entlastung durch den Einsatz interner Modelle deutlich ein – mit der Folge, dass es sich weniger lohnen wird, aufwändige Modelle zu entwickeln, zu validieren und zu nutzen, um den Eigenkapital-Bedarf zu optimieren (was im Idealfall natürlich heißt: ihn zu senken). Mit ihrem Modellwechsel reagiert die PBB auf die neuen Kapitalregeln und ist damit nach Auskunft des Bundesverbands deutscher Banken (BdB)  Teil „einer generellen Entwicklung, die von den Banken schon vor Jahren angestoßen und in weiten Teilen sogar bereits (antizipativ) vollzogen wurde“. Dabei wechseln Banken laut BdB vom „fortgeschrittenen Ansatz“ hinunter in den „Basis-Ansatz“ und manchmal sogar runter in den Standardansatz. Der Unterschied: Die PBB ist bundesweit die erste größere Bank, die ihren Modellwechsel im Lichte der neuen Kapitalregeln derart öffentlich macht.

Im langjährigen Ringen zwischen Banken und Aufsehern kommt dies einem Abrüsten gleich. Viele Banken hatten mit der Zeit immer komplexere Modelle entwickelt, um ihren Eigenkapital-Bedarf noch weiter zu drücken, zum wachsenden Missfallen der Aufsicht. Der Schwenk jetzt liegt damit natürlich ganz auf deren Linie. Erst im Sommer erklärte die Europäische Zentralbank (EZB), Banken sollten weitere Anstrengungen unternehmen, ihre „manchmal hochkomplexen Modell-Landschaften zu vereinfachen“.

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2.) Die Kapitalquote der PBB wird erstmal sinken

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Alles in Butter also? Nicht ganz. Nur weil der F-IRBA „simpler“ ist als der „fortgeschrittene Ansatz“, heißt das noch lange nicht, dass eine Bank ohne Weiteres ihre Praxis ändern darf; jeder Wechsel, jede Änderung muss von der Aufsicht genehmigt werden. Und solange die EZB den Wechsel der PBB in den F-IRBA-Ansatz, von dem sich die Bank weniger Aufwand und stabilere Ergebnisse verspricht, nicht genehmigt hat, wird die Pfandbriefbank – wohl ab Anfang 2024 – erst einmal auf grobere, standardisierte Parameter zurückgreifen. Das dürfte die harte Kernkapital-Quote der Bank vorübergehend drücken, wie es in einer Präsentation der PBB heißt. Erst nach dem neuerlichen, finalen Wechsel in den F-IRBA soll sich diese Quote wieder auf dem bisherigen Niveau von rund 15% einpendeln.

Hinzu kommt: Bis die EZB grünes Licht gibt, kann es noch dauern – allein schon deshalb, weil die Aufsicht anderweitig gut ausgelastet ist. So sprach EZB-Aufsichtschef Andrea Enria erst vor wenigen Wochen mit Blick auf Genehmigungen interner Modelle von einem „riesigen Flaschenhals“. Denn neben Nicht-EU-Banken, die Aktivitäten nach Euroland verlagert haben, stehen derzeit auch Banken mit Anträgen Schlange, die im Zuge eines „Repair Program“ der European Banking Authority (EBA) Genehmigungen für Änderungen an ihren internen Modellen benötigen, und außerdem natürlich noch jene Institute, die Teil der vom BdB beobachteten „generellen Entwicklung“ hin zu simpleren Modellen sind.

Zudem dürfte klar sein: Im Hauruck-Verfahren wird die EZB den neuen Ansatz der PBB kaum durchwinken mögen, setzt sie derzeit doch angesichts des Niedergangs der Signa Holding von René Benko alles daran, den Risiken bei Gewerbeimmobilien auf den Grund zu gehen (siehe hier). Mutiert die PBB, einer der führenden Geldgeber solcher Immobilien, somit womöglich zum abschreckenden Beispiel für andere Banken, die ebenfalls einen Modellwechsel erwägen, an der PBB nun aber verfolgen können, wie zäh dies sein kann? In der jüngsten Telefonkonferenz des direkten Konkurrenten Aareal Bank jedenfalls erklärte Finanzvorstand Marc Heß, man schaue sich das Thema Modellwechsel zwar an, die Frage einer Entscheidung stelle sich derzeit aber nicht.

Ach ja, apropos René Benko: Zu einzelnen Adressen äußere man sich grundsätzlich nicht, beantwortete Vorstandschef Andreas Arndt die in diesen Tagen obligatorische Frage nach Engagements bei der angeschlagenen Signa Holding (wie jüngst schon Aareal-Bank-Chef Jochen Klösges).

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3.) Das Comeback in den USA kommt die PBB teuer zu stehen

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Die Entscheidung der PBB im Jahr 2016, in den US-Markt für Gewerbeimmobilien zurückzukehren, entpuppt sich für das Management derzeit als Bumerang:

  • Die binnen Jahresfrist auf 83 Mio. Euro gut vervierfachte Risikovorsorge, welche die PBB im dritten Quartal unterm Strich bilden musste, entfällt größtenteils auf den US-Markt, war am Dienstag zu erfahren. Dasselbe gilt für die ersten neun Monate.
  • In den zurückliegenden zwölf Monaten ist bei der PBB der Immobilienwert im Falle nicht leistungsgestörter US-Kredite im Zuge einer gutachterlichen Neubewertung um 24% gefallen, im Falle notleidender Forderungen um 41%.
  • Seit Jahresbeginn ist das Volumen notleidender Kredite in den Vereinigten Staaten bei der PBB von 301 Mio. Euro auf 691 Mio. in die Höhe geschossen (+130%).
  • In der Folge hat die Quote fauler Forderungen am gesamten Kreditbestand von 1,6% auf 2,7% zugenommen (+1,1 Prozentpunkte).
  • Insgesamt ist der Anteil der Risikovorsorge am Kreditbuch seit Jahresbeginn von 135 auf 161 Basispunkte gestiegen (+26 Basispunkte). Zum Vergleich: Die direkte Konkurrentin Aareal Bank kommt auf 120 Basispunkte.

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4.) Quartals-Tristesse: Das Vorsteuer-Ergebnis bricht um 81%, das Neugeschäft um 26% ein

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Andernorts beschert die allgemeine Zinswende vielen Banken die besten Ergebnisse seit langem – im Hause PBB hingegen herrscht Tristesse. Im dritten Quartal lag der Zinsüberschuss mit 132 Mio. Euro gerade einmal 14% höher als im Vorjahresquartal. Die Aareal Bank hatte erst vor wenigen Tagen einen Zuwachs um 35% auf einen Rekordwert von 248 Mio. Euro gemeldet. Wie die PBB in einer Präsentation vorrechnet, werden wegfallende Einnahmen aus TLTRO der EZB sowie ein ungünstiger Basiseffekt infolge von Zinsuntergrenzen die Bank allein in diesem Jahr 70 Mio. Euro Ertrag kosten. Dies erlaubt den Umkehrschluss: Mit der originären Ertragskraft des Hauses ist es derzeit nicht allzu weit her.

Infolge der hohen Risikovorsorge ist der Vorsteuer-Gewinn um 81% eingebrochen, von 52 Mio. Euro im Vorjahresquartal auf jetzt nur noch 10 Mio. Euro (und die Eigenkapital-Rendite ist netto auf anämische 0,3% gesunken). Auch andere wichtige Performance-Indikatoren sind im Fallen begriffen: So hat sich das Neugeschäft (einschließlich Prolongationen mit einer Dauer von mehr als einem Jahr) im dritten Quartal auf 1,7 Mrd. Euro reduziert, ein Minus von 26% zum Vorjahresquartal. Für die ersten neun Monate 2023 steht damit ein Rückgang auf insgesamt 4,2 Mrd. Euro zu Buche, ein Minus von 36% zum Vorjahreszeitraum.

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5.) 2024 wird alles besser – sagt die PBB

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Nachdem die PBB schon in der vergangenen Woche die Spanne für den prognostizierten Vorsteuer-Gewinn des laufenden Jahres von 170-200 Mio. Euro auf 90-110 Mio. Euro knapp halbiert hatte, stellte Vorstandschef Andreas Arndt nun für 2024 ein Vorsteuer-Ergebnis von rund 200 Mio. Euro in Aussicht, wie in früheren Jahren gewohnt. Dabei setzt der Vorstandschef großteils auf die Effekte eines Kostensenkungsprogramms, das unter anderem neue IT-Dienstleister sowie Insourcing vorsieht. Nach einem „Jahr der Investitionen“ 2023 sollen sich diese Maßnahmen ab kommendem Jahr positiv auswirken.

Das Neugeschäft allerdings wird auch 2024 „noch von Vorsicht geprägt sein“, erklärte Arndt am Dienstag: „Wir werden nicht aus dem Stand heraus große Sprünge machen.“ Die Aufgabe, den Gewinn nächstes Jahr gegenüber 2023 dennoch in etwa zu verdoppeln, wird auf Kay Wolf zukommen. Der Deutsch-Banker zieht Anfang Februar in den Vorstand ein und soll Arndt, der nach Ablauf seines Vertrags ausscheidet, nach kurzer Einarbeitungszeit an der Spitze der PBB ablösen.

Deutsche Pfandbriefbank, Quartalszahlen, in Mio. Euro

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Q3/2023 Q3/2022 Delta
Operative Erträge 156 128 22%
Nettozins-Ertrag 132 116 14%
Provisions-Ertrag 1 1 0%
Fair-Value-Ergebnis 2 7 -71%
Hedge-Accounting 3 8 -63%
Sonstige operative Erträge 15 -4 n.m.
Risikovorsorge 83 19 337%
Verwaltungs-Aufwand 57 51 12%
Bankenabgabe 0 -1 n.m.
Abschreibungen auf nicht-finanzielle Assets 6 5 20%
Vorsteuer-Ergebnis 10 52 -81%
Steuern 2 8 -75%
Netto-Ergebnis 8 44 -82%
Gewinn je Aktie 0,01 Euro 0,29 Euro -97%
Eigenkapital-Rendite 0,3% 5,1% -4,8 Ppt.
Aufwandsquote 40,4% 43,8% -3,4 Ppt.
Risikoaktiva 17,8 Mrd. Euro 17,3 Mrd. Euro 3%
Harte Kernkapital-Quote 15,2% 16,3% -1,1 Ppt.

Quelle: PBB

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Author: Christopher Jackson

Last Updated: 1702567442

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