Rassismus und Sprache
Schwarze, PoC oder Farbige - welche Bezeichnungen sind okay?
Afrodeutsche, Farbige, Schwarze – welche Begriffe sind okay?
iStockphoto
von Karina Fuchs
Sprache kann verletzend sein. Das habe ich als schwarze Frau schon oft erleben müssen. Umso wichtiger ist es, antirassistische Sprache zu verwenden. Denn Sprache prägt unser Bewusstsein. Schwarze, PoC oder Farbige - welche Begriffe sind denn nun okay? Eines vorweg: Es kommt vor allem darauf an, wer diese Begriffe ausgesucht und geprägt hat.
N-Wort? Rassistisch und ein No-Go!
„Mein kleines N-Wort-Mädchen“ - so nannte mich meine 90-jährige Nachbarin. Versuche, ihr zu erklären, dass der Begriff rassistisch und verletzend ist, waren vergeblich. Aber auch heute muss ich immer noch diese Diskussionen führen. Viele fragen mich dann, warum man das N-Wort nicht mehr aussprechen soll. Ganz einfach: Weil hinter diesem Wort 400 Jahre Versklavung steht. Weil weiße Menschen dieses Wort gewählt und benutzt haben, um Schwarze Menschen weltweit zu dehumanisieren. Mit dem N-Wort ist so viel Leid verbunden, Schmerz und Ausgrenzung. Es ist eine Beleidigung für jeden schwarzen Menschen und es soll nicht mehr reproduziert werden. Aber welche Begriffe sind denn okay?
Schwarz & Schwarze Menschen
Die Hälfte meiner Familie stammt aus Nigeria und ist Schwarz. Und das ist für uns auch die richtige Bezeichnung. Denn der Begriff wurde von uns Schwarzen Menschen selbst gewählt und ist nicht fremdbestimmt. Es ist eine Selbstbezeichnung und eine Form der Selbstermächtigung. Dabei ist mit Schwarz natürlich nicht die Farbe im Malkasten gemeint. Es beschreibt eine Gruppe von Menschen, die auf Grund ihrer Hautfarbe und Herkunft Rassismus erfahren müssen. Um das zu verdeutlichen, wird auch das S in Schwarz groß geschrieben.
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PoC (People of Color)
Der Begriff PoC wird seit den US-amerikansichen Bürgerrechtsbewegungen in den 1960ern verwendet. Und auch hier handelt es sich um einen selbstgewählten Begriff, der eine Community von Menschen vereint, die auf Grund ihrer Herkunft oder Hautfarbe gemeinsame Rassismuserfahrungen gemacht haben. Dazu zählen unter anderem Menschen aus der afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Diaspora. Mittlerweile gibt es aber auch die ergänzenden Bezeichnungen BPoC (Black and People of Color) und BIPoC (Black, Indigenous and People of Color), die einerseits gruppenspezifische Rassismuserfahrungen verbinden, aber auch gleichzeitig jeweilige Spezifika verdeutlichen. Denn ein Schwarzer Mensch hat zum Beispiel andere Rassismuserfahrungen gemacht als ein asiatischer Mensch.
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Ist „farbig“ dann auch okay?
Nein. Während bei PoC der eigentlich negativ konnotierte Begriff „colored“ positiv umgedeutet wird, gibt es im Deutschen keine direkte Übersetzung. Es lässt sich nicht einfach mit „farbige Menschen“ übersetzen, denn auch der Begriff “Farbige“ ist ein kolonialistischer Begriff und negativ konnotiert. Er ist nicht selbstgewählt, sondern fremdbestimmt. Daher lehnen viele PoC und Schwarze Menschen diesen Begriff ab.
Afrodeutsch – Afro und deutsch!
Der Begriff Afrodeutsch ist mir zum ersten Mal in meiner Jugend begegnet, und ich habe mich damit identifizieren können. Er bezeichnet Menschen, die afrikanische Wurzeln haben, in Deutschland leben oder auch deutsche Vorfahren haben. „Afrodeutsch“ hat sich in den 1980er Jahren zum ersten Mal in der deutschen Community etabliert. Vorreiterin war die Schriftstellerin und Aktivistin May Ayim. In ihrem Buch „Farbe bekennen - Afrodeutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“, befasste sie sich intensiv mit der Geschichte von afrodeutschen Menschen und insbesondere Frauen. In dem Buch kamen zum ersten Mal afrodeutsche Frauen zu Wort und berichteten über ihre Erfahrungen mit Rassismus. Die Bezeichnungen Afrodeutsch, Schwarz und PoC bedeuten für mich Empowerment und Selbstermächtigung und sind stärken antirassistische Sprache.
Author: Veronica Gonzalez
Last Updated: 1703147281
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