Weltglückstag
Geld, Gesundheit oder doch Freiheit: Was macht uns wirklich glücklich?
Glückliche Menschen sind gesünder und leben auch länger, hat die Glücksforschung ergeben.
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Glück ist in Zeiten internationaler Krisen ein rares Gut. Der Weltglückstag am 20. März soll auf den Wert von Glücksgefühlen und Wohlbefinden aufmerksam machen. Doch was macht ein glückliches Leben eigentlich aus? Die Forschung ist sich mittlerweile einig: Glück ist nicht gleich Glück.
Die Menschheit ist krisengeplagt: Da wäre die Klimakrise, die die Erde zunehmend unbewohnbar macht. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Menschen in Angst versetzt, sie eines friedlichen Lebens beraubt. Die Corona-Pandemie, die Menschen krank macht, sie teilweise sogar umbringt. Die Inflation, die Menschen ärmer macht. Und das sind noch nicht alle Krisen, die gerade weltweit auftreten. Sie verursachen Stress und Sorgen, sie belasten die Psyche. Deshalb ist der Wert des Glücks aus Sicht der Vereinten Nationen aktuell wichtiger denn je.
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Dass Glück nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft wichtig ist, daran erinnert jedes Jahr am 20. März der Internationale Tag des Glücks. Vor zehn Jahren haben ihn die Vereinten Nationen ins Leben gerufen. An diesem Tag veröffentlichen sie ihren Glücksreport, den „World Happiness Report“. „Glückliche Menschen sind gesünder und leben auch länger“, weiß der Glücksforscher und Volkswirt Karlheinz Ruckriegel von der Technischen Hochschule in Nürnberg.
Doch was ist Glück eigentlich? Wie wird man glücklich(er)? Und können wir dem eigenen Glück auf die Sprünge helfen?
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Das Perma-Modell
Das Wort Glück hat unzählige Definitionen. Für die einen ist Glück, gesund zu sein, frei zu sein oder nicht allein zu sein. Die anderen setzen Glück mit Erfolg im Berufsleben oder einem unverhofften Geldsegen gleich. Die Glücksforschung interessiert sich vor allem für das Wohlfühlglück. „Glück ist die positive Bewertung des eigenen Lebens, der eigenen Lebenssituation“, erläutert die Soziologieprofessorin Hilke Brockmann von der Constructor University in Bremen. Das Glücksrezept eines jeden Menschen sei sehr individuell.
In der Positiven Psychologie gibt es fünf Bausteine, die ein erfülltes, glückliches Leben ausmachen:
- Positive Emotionen erleben.
- Die Möglichkeit, seine Stärken einzubringen und seinen Interessen nachzugehen.
- Beziehungen zu anderen Menschen haben.
- Das eigene Tun als sinnhaft und nützlich erleben.
- Ziele erreichen und verwirklichen
Es ist das sogenannte Perma-Modell. P steht dabei für positive Emotionen, E für Engagement, R für Relationships (Beziehungen), M für Meaning (Sinn) und A für Achievement (Zielerreichung).
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Ältere Menschen sind glücklicher
Glücklich zu sein, das hängt von mehreren Faktoren ab. Eine große Rolle spielt zum Beispiel das Alter. Von einem „Zufriedenheitsparadox“ spricht der Medizinprofessor Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke, der seit 20 Jahren zum Belohnungssystem des Gehirns und dem Glückserleben forscht. Trotz körperlicher Beschwerden und Krankheiten seien ältere Menschen in der Regel glücklicher und zufriedener als mittelalte Erwachsene, sagt der Experte. „Der wichtigste Treiber dafür ist erstaunlicherweise das Älterwerden selbst.“
Im Laufe des Lebens ändere sich die Art des Glückempfindens, erläutert Esch. Junge Leute suchten Vergnügen und Nervenkitzel. Sie eilten von Glücksmoment zu Glücksmoment, was zwar intensiv, aber flüchtig sei. In späteren Jahren folge das „Tal der Tränen“: ein Lebensabschnitt, in dem viele vor allem glücklich seien, wenn Stress und Unglück eine Pause einlegten.
Berufliche Karriere, Kinder, Beziehungsprobleme, Hausbau oder ‑kauf, zum Teil schon pflegebedürftige Eltern – in der Zeit stehen viele Menschen vor einer Menge Herausforderungen. „Man hat viele Verpflichtungen, die einen wie ein Klotz am Bein kleben“, sagt auch die Soziologieprofessorin Brockmann. „Da rutscht man in ein mittleres Loch.“ Später steige die Lebenszufriedenheit wieder. „Man ist noch fit genug, um die Rente zu genießen. Man hat Zeit, sich noch mal neu zu erfinden und etwas Neues zu erleben.“
Ab 60 Jahren brauchen Menschen meist wenig, um zufrieden zu sein, wie Esch herausgefunden hat. Sie verspürten ein tiefgreifendes, beständiges Gefühl von Glück und Zufriedenheit – trotz Altersbeschwerden. „Mit dem Älterwerden emanzipiert man sich von dem Gedanken, rundum gesund zu sein, sofern die Existenz nicht bedroht ist.“ Am Ende des Lebens, die letzten eineinhalb bis zwei Jahre vor dem Tod, gehe die Zufriedenheit statistisch dann wieder zurück.
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Ein anderer Glücksfaktor, der immer wieder genannt wird, ist Geld. 2010 war der Nobelpreisträger Daniel Kahneman in einer Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass Geld das persönliche Glück tatsächlich steigern kann – allerdings nur bis zu einem Jahreseinkommen von 75.000 US‑Dollar, also umgerechnet rund 70.000 Euro. Eine Arbeit des Psychologen Matthew Killingsworth hatte elf Jahre später wiederum ergeben, dass das Glücksempfinden auch weit über 75.000 US‑Dollar noch stetig steigt.
Autorin Anna Mayr: „Ich weiß nicht, ob man glücklich sein darf, wenn man viel Geld besitzt“
Als Kind von Langzeitarbeitslosen wuchs die Journalistin Anna Mayr arm auf. Heute verdient sie genug, um gut leben zu können – und hadert mit diesen Lebensrealitäten. Ein Gespräch über Wohlstand, Katzentherapie und das Privileg, Geld für Quatsch auszugeben.
Nun haben sich die beiden Forscher zusammengetan und eine neue Studie veröffentlicht. Darin schreiben sie, dass mehr Geld durchaus das persönliche Glück steigere. Doch das gelte nicht für alle Menschen. „Die Ausnahme sind Menschen, die finanziell gut gestellt, aber unglücklich sind“, sagte Killingsworth. „Wenn man zum Beispiel reich und unglücklich ist, hilft mehr Geld nicht.“ Bei allen anderen sei mehr Geld in unterschiedlichem Maße mit höherem Glück verbunden gewesen.
Harvard-Studie: Soziale Beziehungen machen glücklich
Was die Menschen glücklich macht, untersucht die US‑amerikanische Harvard University seit mehr als 80 Jahren. Es ist die umfangreichste Langzeitstudie, die seit 1938 insgesamt rund 2000 Personen aus drei Generationen bei ihrem Streben nach Glück begleitet. Die Harvard-Forscherinnen und ‑Forscher widersprechen den Ergebnissen von Kahneman und Killingsworth: Ihren Erkenntnissen zufolge sind es nicht materielle Dinge, die Menschen glücklich machen, sondern gute soziale Beziehungen.
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„Die Menschen, die am glücklichsten waren, die im Alter am gesündesten blieben und die am längsten lebten, waren die Menschen, die die herzlichsten Beziehungen zu anderen Menschen hatten“, erklärte Studienleiter Robert Waldinger vergangenen Monat in einem Interview. Gemeint sind nicht nur Paarbeziehungen, sondern auch Freundschaften, Familie oder Beziehungen zu Nachbarn. Wichtig sei es, diese Beziehungen „in kleinen Schritten jeden Tag oder jede Woche“ aktiv zu pflegen und lebendig zu halten.
Glücklichsein lässt sich lernen
Jeder und jede ist letztendlich seines eigenen Glückes Schmied – diese Redewendung trifft in großen Teilen tatsächlich zu. „Man kann Glück lernen“, sagt Medizinprofessor Esch. Wie glücklich jemand sei, sei auch Typsache. Manche Menschen stießen zum Beispiel schneller den Botenstoff Dopamin aus als andere beziehungsweise bauten ihn langsamer ab und seien deshalb risikofreudiger. Der Effekt der Gene liege bei etwa 30 bis 40 Prozent. „Das heißt, mehr als die Hälfte der Lebenszufriedenheit ist erlernbar.“
Doch wie geht das? Aus Sicht des Glücksforschers Ruckriegel hilft erst mal eine realistische Sicht auf die Welt: „Wir nehmen negative Dinge viel stärker wahr als die positiven.“ Auch Sport, soziale Kontakte, eine sinnvolle Aufgabe zu haben und sich für andere oder die Gemeinschaft zu engagieren mache glücklich – und natürlich ein gewisses Maß an Einkommen. „Aber dieses Maß wird brutal überschätzt. Eins ist auf jeden Fall klar: Wenn man sich auf den Gelderwerb konzentriert, ist man auf dem Weg zum Glück nicht so gut unterwegs.“
RND mit Material der dpa
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Author: Cynthia Rangel
Last Updated: 1703872681
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Name: Cynthia Rangel
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